Schreiben kann auf vielfältige Weise stärkend wirken. Wir kommen zu Einsichten, können uns distanzieren oder uns ganz dem Schreibfluss hingeben. Doch es geht noch mehr: Wir können Metaphern, also sprachliche Bilder, gezielt zur Stärkung und Transformation nutzen.
Das tolle an Metaphern ist, dass sie mit wenigen Worten ganz viel ausdrücken können. Wenn ein Migräne-Patient seinen Schmerz als „wie ein Messer in der Stirn“ beschreibt, können sich sowohl Ärztinnen als auch Laien gleich etwas darunter vorstellen.
Das Bild spricht zu uns und vermittelt eine Fülle an Informationen, für die es sonst vieler Erläuterungen bedürfte. Dies nutzen Romanautoren gerne aus, indem sie Personen mit tierischem Aussehen oder Eigenschaften ausstatten.
Metaphern schaffen einen Zugang
Auch beim expressiven Schreiben ist eine bildliche Sprache hilfreich. So kann eine Metapher uns dabei unterstützen, den Zugang zu etwas Abstraktem oder zu Gefühlen zu finden und jene – uns vielleicht noch nicht verständlichen Emotionen – zu verstehen.
Wer sich an der wöchentlichen Sitzung im Büro fühlt wie eine graue Maus, wird sich eher selten zu Wort melden und von den Kolleginnen und Kollegen möglicherweise weniger ernst genommen. In Schreibübungen können wir dem Wesen der Maus auf die Spur gehen, die Bilder ausschmücken und uns fragen, was das Tierchen mit uns gemein hat. Das kann sehr erhellend sein.
Mit Metaphern zum Empowerment
Metaphern geben uns aber auch die Chance, uns in eine bestimmte, von uns gewünschte Richtung zu bewegen. So kann die graue Maus sich vornehmen, zu einem eleganten Kater zu werden, oder gleich zu einem stolzen Löwen.
Das Lebensgefühl eines metaphorischen Löwen unterscheidet sich doch beträchtlich von dem einer ebensolchen Maus. Es ist auch ein himmelweiter Unterschied, ob ich mit einem Herzensprojekt ab-stürze oder ab-hebe.
Um sich selber mit Metaphern zum Empowerment – zu mehr Selbstwirksamkeit und Stärke – zu schreiben, rate ich, mit einer Situation zu beginnen, in der wir so richtig im Reinen mit uns selbst sind, auf der Höhe unserer selbst – in unserem Element.
Stärkung durch ein passendes Bild
Wir können uns also fragen, wobei fühlte ich mich so richtig Herr der Lage? Und als Folgefrage: Wenn ich so richtig auf der Höhe bin dabei, bin ich wie was? Dazu lässt sich brainstormen und wenn ein passendes Bild gefunden ist, kann freies Schreiben das Bild vertiefen.
Dadurch können wir Details und Einflüsse einfangen: Wie ist es genau? Wo ist es? Wann ist es so, wann nicht? Was muss gegeben sein, damit es so wird? Wo könnte es herkommen, wo hinführen?
Zu lesen und zu erfahren, worin wir wirklich aufgehen, hat bereits ein stärkendes Potenzial. Zudem kann es unsere Stimmung heben, uns auch mal dem Gelungenen zuzuwenden.
Mehr Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeitserwartung
Möglicherweise kann uns eine solche Schreibübung für mehr Empowerment durch Metaphern tatsächlich nachhaltig zu mehr Selbstvertrauen und einer stärkeren Selbstwirksamkeitserwartung verhelfen.
Dies geschieht wohl unter anderem durch Priming-Effekte. Gemeint ist damit, dass ein bestimmter Reiz, der wahrgenommen wird, anders verarbeitet wird, weil dessen Verarbeitung durch einen vorhergehenden Reiz beeinflusst wird.
Wenn wir uns an eine schwierige Aufgabe wagen, kann es also förderlich sein, uns davor einen unserer Erfolge ins Gedächtnis zu rufen. Dies kann dazu führen, dass wir uns gewappnet fühlen und die Aufgabe dadurch als bewältigbar einschätzen und sie tatsächlich leichter ausführen.
Sich das Bild des eigenen Erfolgs oder des Gefühls, ganz auf der Höhe oder in seinem Element zu sein, hin und wieder vors innere Auge zu holen, kann also eine transformative Erfahrung sein.