Man kennt es: Wer auf etwas wartet, dem scheint die Zeit oft lang. Während wir schöne Momente genießen, vergeht die Zeit hingegen wie im Flug. Das Phänomen der Zeit und ihrer Relativität können wir auch beim Schreiben beobachten.
Wer seine Lebensgeschichte oder eine andere Erzählung schreibt, muss sich mit der Zeitlichkeit auseinandersetzen. Was wird detailliert beschrieben, was gerafft? Soll chronologisch, also in der tatsächlichen Abfolge, erzählt werden, oder greifen wir in die Trickkiste der Rückblenden oder gar der Vorausblenden? Diese Techniken können gezielt dazu genutzt werden, um Spannung aufzubauen.
Auch die Frage, wie die Hauptpersonen die Zeit wahrnehmen, ist von Bedeutung. Merken sie nicht, wie die Zeit vergeht, weil sie sich etwas völlig hingeben, oder blicken sie voller Ungeduld ständig auf die Uhr? Dies kann einiges über die Charaktere verraten.
Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding.
Hugo von Hoffmannsthal (Marschallin im Rosenkavalier)
Wenn man so hinlebt, ist sie rein gar nichts.
Aber dann auf einmal,
da spürt man nichts als sie.
Eine Frage der Zeit
Beim expressiven Schreiben können wir uns ebenfalls dem Phänomen der Zeit widmen und dabei etwas über uns selbst erfahren. So können wir uns etwa damit beschäftigen, womit wir viel Zeit verbringen.
Arbeiten wir acht Stunden am Tag, oder eher mehr? Sind wir uns dessen bewusst, oder kommt es als Überraschung? Haben wir uns bewusst dafür entschieden, oder tun wir es aus Pflichtgefühl? Was, von dem, wofür wir viel Zeit aufwenden, tun wir wirklich gerne? Womit würden wir unsere Zeit lieber verbringen?
Zeit ist existenziell wertvoll
Im Idealfall können wir viel Zeit mit Dingen verbringen, die uns wichtig und wertvoll sind. Falls wir in unserer Zeitbilanz zu viele Dinge wiederfinden, die eigentlich eher einer Pflichtausübung gleichkommen, sollten wir uns mal Gedanken machen, wie wir ein besseres Gleichgewicht herstellen können.
Es ist nämlich nicht egal, womit wir unsere Zeit ausfüllen. Da unsere Lebenszeit begrenzt ist, ist unsere Zeit auch etwas wert. Und da wir nicht wissen, wie viel Zeit uns noch bleibt, sollten wir bedeutsame Dinge nicht ständig aufschieben.
Folgende Schreibimpulse können dir bei der Auseinandersetzung mit der Zeit helfen:
- Mit welchen Tätigkeiten verbringst du jeden Tag am meisten Zeit? Für welche Tätigkeiten oder Menschen würdest du gern mehr Zeit aufwenden?*
- Stell dir vor, du verbringst mehr Zeit mit Dingen, die du eigentlich schon lange tun willst, oder Menschen, die dir wichtig sind. Wie würde sich das anfühlen? Was wäre in deinem Leben anders?*
- Was war die schönste Zeit deines Lebens? Warum war es so schön? Was hast du selber dafür getan, dass es schön war?
- Was war die langweiligste Zeit in deinem Leben? Was hätte es gebraucht, um mehr Farbe reinzubringen?
- Hat die Corona-Krise die Art verändert, wie du Zeit wahrnimmst? Inwiefern? Welche Veränderungen waren angenehm, welche unangenehm und warum?
(*abgewandelt übernommen aus: Schreiber, B. (2017). Schreiben zur Selbsthilfe. Worte finden, Glück erleben, gesund sein. Berlin: Springer.)
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