Briefe sind zwar etwas aus der Mode gekommen. Sie erreichen aber das Herz des Empfängers oft unmittelbar und können bewegen und bezaubern. Der Welttag des Briefschreibens am 1. September 2022 lädt zum Auflebenlassen einer alten Kommunikationsform ein.
Wer früher mal eine Brieffreundschaft hatte, kennt das Gefühl. Ein säuberlich adressierter Umschlag, mit exotischer Briefmarkte und Poststempel versehen, liegt inmitten eines Stapels von Briefen und Broschüren – und das Herz klopft ein paar Takte schneller. Flugs umgedreht, ist die Absenderadresse zu erspähen und die Freude zaubert einem ein Lächeln auf die Lippen.
Persönliche Note
Auch heute noch vermag ein persönlicher Brief mich zu erfreuen. Die Rührung, dass jemand sich die Mühe macht mir zu schreiben, ist sogar noch größer als früher, da mich heute wesentlich mehr E-Mails und Textnachrichten erreichen als Briefpost.
Aber was macht den Zauber eines handschriftlichen persönlichen Briefes aus? Ich versuche mal eine Zusammenstellung:
- Ich bin jemandem wichtig genug, dass er oder sie mir einen Brief schreibt – das kräftigt unsere Beziehung
- Jemand hat sich viel Zeit dafür genommen, mir etwas mitzuteilen – das steht für die Bedeutung der Botschaft und zeugt von einer besonderen Geste
- Der Schreiber oder die Schreiberin hat edles Briefpapier gewählt und das Schreiben womöglich mit Skizzen oder Verzierungen bedacht, vielleicht kullerte sogar eine Freudenträne auf den Briefbogen – dies erzeugt Nähe und Verbundenheit, möglicherweise gar über Grenzen und die Zeit hinweg
- Durch die Handschrift schimmern Persönlichkeit und Stimmung des Schreibenden durch – diese Offenbarung eröffnet einen Blick auf das Wesen des anderen
- Da Korrekturen beim Schreiben mit Tinte nicht so leicht von der Hand gehen wie in einer maschinellen Textverarbeitung, geraten manche Ausführungen vielleicht ausschweifender und weniger geschliffen. Dafür erhalten Leserinnen und Leser Einblick in die Verfertigung der Gedanken beim Schreiben – dies kann dem Verstehen des Inhaltes und dem Verständnis für die Person zuträglich sein
- Auch wenn die Post zuverläßig zustellt, kann mal ein Brief verloren gehen. Mancher kommt auf Umwegen doch noch zum Empfänger und erzählt dadurch eine ganz besondere Geschichte. Selbst wenn die Post pünktlich ankommt, erzeugt die Zeitversetzung vom Schreiben zum Empfangen eine ungewohnte Situation – dies vermag eine Brücke zu schlagen und kann das Vorstellungsvermögen stimulieren und Empathie stärken
- Beim Verfassen wie auch beim Lesen der Botschaft können vielfältige Emotionen in Schwingung geraten – dies kann Sender wie Empfänger beleben
- Jeder persönliche Brief ist einzigartig und hat das Zeug zum Zeitdokument – auch eine spätere Lektüre, kann noch erfreuen, betrüben oder Zusammenhänge erhellen
Lanciert hat den Welttag des Briefschreibens (World Letter Writing Day) 2014 der australische Fotograf und Autor Richard Simpkin 2014. Er wollte Jung wie Alt dazu bewegen, wieder mehr dem Briefschreiben zu frönen statt in den Sozialen Medien zu posten. Simpkin veranstaltet auch Briefschreibworkshops in Schulen und sagt, dass er dabei viel Zuspruch erhält und Begeisterung erlebt.
Mach mit am Welttag des Briefschreibens am 1. September
Um am Welttag des Briefschreibens mitzumachen, muss man nichts weiter tun, als am 1. September einen handschriftlichen Brief an jemanden zu verfassen und abzuschicken. Es ist unerheblich, in welcher Beziehung man zum Empfänger steht. Der Kreativität sind beim Gestalten keine Grenzen gesetzt.
Gibt es nicht jemanden, dem du gerne eine persönliche Zuschrift zukommen lassen möchtest? Na dann los! Mach mit beim Welttag des Briefschreibens am 1. September und beglücke eine Person mit einer ganz besonderen Botschaft.