Wer spannende Geschichten schreiben will, sollte oft und viel schreiben und seinen „Schreibmuskel“ trainieren. Aber das Gespür für eine gute Geschichte kann sich auch beim Lesen entwickeln. 9 Gründe, warum du lesen solltest, wenn du schreiben willst.
- Du erweiterst deinen Horizont:
Mit einem guten Buch kannst du vom Sofa aus in alle Welt reisen, geheimnisvolle Orte kennenlernen und in fremde Kulturen eintauchen. Du kannst auch etwas über die Vergangenheit erfahren und sogar über die Zukunft. So baust du Wissen auf über verschiedenste Themen und das regt deine Fantasie an, was beim Schreiben immer hilfreich ist. - Du erhältst Ideen:
Auch auf den ersten Blick ganz unterschiedliche Geschichten lassen sich häufig auf gemeinsame Facetten reduzieren und/oder anhand des Plots in verschiedene Kategorien einteilen. Verschiedene Autorinnen, Literaturkritiker und Wissenschaftlerinnen haben unterschiedliche Typisierungen vorgeschlagen. Sie reichen unter anderem von den 36 dramatischen Situationen nach Georges Polti (aufbauend auf der Arbeit von Carlo Gozzi) über die „20 Masterplots“ von Ronald B. Tobias bis zu den „7 Basisplots“ von Christopher Booker.
In diesen Typisierungen zu finden sind etwa Plots wie die Suche, die Rettung, das Abenteuer (oder das Wagnis), Aufstieg und Fall sowie die verbotene Liebe. Die meisten Werke der Literatur lassen sich einer oder mehreren der Kategorisierungen zuordnen. Mit den typischen Bestandteilen eines Plots können geübte Autorinnen und Autoren natürlich auch spielen und dadurch die Leserschaft überraschen. Wenn du viel liest, lernst du zahllose Variationen von Plots kennen und kannst dich davon inspirieren lassen, beispielsweise einen Basisplot mal ganz anders zu erzählen. - Du vergrößerst deinen Wortschatz:
Beim Lesen kommst du in Berührung mit den sprachlichen Möglichkeiten. Selbst ähnliche Handlungen und Inhalte erhalten durch eine veränderte Sprache eine neue, einzigartige Gestalt. Wenn du die Klassiker der Literatur liest, kannst du auch veraltete Ausdrücke wiederentdecken. Beim Stöbern in Büchern, die von bestimmten Umgebungen erzählen, lernst du Slang oder Fachjargon kennen. Dies kann dir dabei helfen, überzeugende Dialoge zu schreiben. Denn dafür hilft es zu wissen, wie verschiedene Menschen sich ausdrücken. - Du verbesserst deinen Schreibstil:
Nicht nur treffende Worte, auch stilistische Elemente machen einen Text aus. An unterschiedlichen Erzählstilen kannst du dein eigenes Sprachgefühl gewissermaßen eichen. Natürlich ist das auch zu einem Teil Geschmacksache. Wenn du aber deinen eigenen Stil finden willst, kannst du dich beispielsweise von einer Autorin oder einem Autoren inspirieren lassen, die oder den du gerne liest. Analysiere, ahme nach, aber distanziere dich auch wieder davon, um deine authentische Stimme zu finden. - Du wirst kreativer:
Beim Lesen springt dein Kopfkino an. Im Gegensatz zum Fernsehkonsum musst du dir die Bilder selber schaffen, dadurch entsteht eine ganz individuelle visuelle Geschichte. Dies regt deine Fantasie an, dir neue Szenarien auszumalen. - Du trainierst dein Gehirn:
Das Lesen erfordert Konzentrationsfähigkeit. Du musst dem Handlungsstrang auch durch Ausschmückungen und Umwege folgen können und das Personal im Blick behalten. Jede Lektüre ist somit eine Trainingseinheit für die Konzentration, die dir auch beim Schreiben hilft. - Du verbesserst deine Empathiefähigkeit:
Durch die Einblicke in Gedanken und Gefühle von Charakteren lernst du etwas über deren Motivation. Du schulst damit aber nicht nur deine analytischen Skills, über Figuren nachzudenken, sondern auch deine Fähigkeit, dich in andere Menschen hineinzuversetzen. Das ist für eine Autorin unerlässlich. Selbst wenn du biografisch schreibst und hauptsächlich deine eigenen Erlebnisse und Gefühle schilderst, wirst du immer auch über andere Personen schreiben. Zu verstehen, wie sie etwas durchlebt oder durchlitten haben, ist dabei von Vorteil. - Du kannst Referenzen verstehen und machen:
Wie oben beschrieben, finden wir in der Literatur immer wieder die gleichen (oder sehr ähnliche) Plots. Zu den größeren Ehren in der Literaturgeschichte gehört die Imitation oder die Anlehnung an eine Geschichte, die bereits geschrieben wurde. So war Shakespeare nicht etwa der erste, der die unglückliche Liebesgeschichte von Romeo und Julia erzählte. Der Stoff geht vermutlich zurück auf die griechische Mythologie (Hero und Leander). Ovid berichtet in seinen „Metamorphosen“ von Pyramus und Thisbe, die sich aufgrund ihrer verfeindeten Eltern nicht lieben dürfen und tragisch sterben.
Auch in neuerer Zeit wird der Plot gerne aufgegriffen – etwa in Gottfried Kellers „Romeo und Julia auf dem Dorfe“. Andere neumodische Shakespeare-Adaptionen sind der Film „10 Dinge, die ich an dir Hasse“ (basierend auf „Der Widerspenstigen Zähmung“) oder der Roman „Tausend Morgen“ von Jane Smiley (basierend auf „König Lear“). Solche Anspielungen zu erkennen – und selber geistreich umzusetzen – ist nur möglich, wenn du dich ein wenig in der Literaturgeschichte auskennst. - Du entspannst dich:
Schreiben kann auch mal ermüdend sein. Und wenn man sich so richtig in eine Sackgasse geschrieben hat, dann ist es auch stressig. Beim Lesen kommst du auf andere Gedanken und kannst dich entspannen: die beste Voraussetzungen, um beim Schreiben wieder aus der Sackgasse rauszukommen.
Wenn du keine Zeit zum Lesen hast, hast du auch nicht die Zeit (oder die Werkzeuge) zum Schreiben. So einfach ist das.
Stephen King