5 Wege, wie das Schreiben mir persönlich hilft

Es gibt bereits zahlreiche Studien, die belegen, dass das Schreiben eine gesundheitsfördernde Kraft entfalten und unser Wohlbefinden verbessern kann. Doch heute möchte ich mit euch teilen, in welchen Situationen mir persönlich das Schreiben hilft.

  • Distanzieren: Wenn mich ein Problem quält oder mich etwas beschäftigt, neige ich dazu, gaaaaaanz lange und intensiv darüber nachzudenken. So habe ich mal Risotto für Gäste gekocht – mit selbst gepflücktem Bärlauch. Auf einmal geriet ich in Panik. Ich könnte womöglich statt dem schmackhaften Wildgemüse giftige Maiglöckchen gepflückt haben. Sicherlich würden wir alle elendiglich krank werden.

    Das ging so weit, dass ich nachts nicht schlafen konnte, weil mir immer wieder neue Horrorszenarien einfielen. Vor meinem inneren Auge malte ich mir Super-GAUs in allen Details aus, wobei sie immer mächtiger und bedrohlicher wurden. Es war mir nahezu unmöglich, mich von diesen Ideen und Sorgen zu lösen.

    Also zückte ich Notizheft und Stift und schrieb alles nieder. Und siehe da: es setzte eine Distanzierung ein, die mir wieder Raum verschaffte. Es war erstmal alles festgehalten, schwarz auf weiß. Dadurch bekam ich wieder Boden unter den Füßen und konnte die Unsicherheit hinsichtlich der «Vergiftung» aushalten und schließlich loslassen.

    Dies ist ein Beispiel von vielen. Manchmal stelle ich beim Lesen fest, dass meine Sorgen und Ängste arg übertrieben sind. Ab und zu wird mir auch klar, warum ich gerade diese Befürchtungen hege.

    Doch auch tatsächliche Probleme relativieren sich durchs Aufschreiben, insofern, dass sie jetzt diagnostiziert sind. Wenn erst mal klar ist, wo es hakt, weiß ich auch, wo ich ansetzen kann. Übrigens, falls du dich fragst, meine Angst wegen des Bärlauchs war unbegründet.
  • Auf andere Gedanken bringen: Habe ich mich wirksam distanziert, folgt häufig eine weitere positive Begleiterscheinung des Schreibens: Ich bin wieder frei, mich anderen Gedanken zuzuwenden. Wenn man, wie oben beschrieben, ständig um ein Thema kreist und sich nach allen Regeln der Kunst hineinsteigert, hat man einen Tunnelblick.

    Schaffen wir es aber, uns mehr Raum zu verschaffen, sind wir wieder offen für andere Dinge in der Welt, die uns ansprechen. Diesen neuen Impulsen können wir uns wiederum schreibend zuwenden und sie dadurch vertiefen. So eröffnen sich neue Perspektiven und Gestaltungsspielräume.

    Einmal habe ich beispielsweise angefangen, über eine Auseinandersetzung mit einer Arbeitskollegin zu schreiben, am Ende hatte ich die Struktur für einen Vortrag, den ich halten sollte. Die beiden Dinge hatten nichts miteinander zu tun, und doch schlug ich sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe: ich konnte mich wieder anderen Dingen zuwenden und prompt hatte ich nützliche Einfälle.

  • Entscheidungen treffen: Mal ehrlich, wem fällt es schon leicht, sich bei weitreichenden Entscheidungen für eine Option zu entschließen? Noch schwieriger finde ich es, sich auf etwas Neues mit unklarem Ausgang einzulassen. Hier kann das Schreiben dabei helfen herauszufinden, worum es mir als Person geht.

    Hilfreiche Fragen sind etwa, was zieht mich an? Warum zieht es mich an? Wo fühle ich mich eher getrieben? Was würde es bedeuten, wenn ich es täte, wie würde ich in fünf Jahren darüber denken? Wie würde ich darüber denken, wenn ich es ließe?

    Als ich mein Zweitstudium in Psychologie berufsbegleitend absolvierte, war ich oft sehr gestresst. Entweder war ich arbeiten, oder ich musste an die Uni, für Prüfungen lernen oder Semesterarbeiten schreiben. Freizeit hatte ich kaum noch. Nach einer Weile fragte ich mich, ob sich die Mühe lohnt.

    Beim Schreiben konnte ich meine Motivation ergründen, zwischen verschiedenen Optionen abwägen und die Zukunft ausmalen. So ergab sich mit der Zeit eine Stimmigkeit, ein inneres Ja zu diesem Weg.

    Die klare Stellungnahme half mir auch dabei, zu meiner Entscheidung zu stehen und mein Vorhaben durchzuziehen. Eine Garantie für gute Entscheidungen kann auch das Schreiben zwar nicht bieten, aber es kann unsere Erwägungen vertiefen, über reine Pro- und Contra-Listen hinaus.

  • Schätze heben: Hin und wieder komme ich beim Schreiben zu tiefen Einsichten über eine Situation oder über mich selbst. Beim biografischen Schreiben arbeite ich gerne mit Schreibimpulsen, kurzen Denkanstößen und Schreibübungen.

    Was als chronologische Auflistung von Episoden beginnt – mein erster Schultag, meine Zeit an der Uni – erhält auf einmal eine emotionale Tiefe. Mein heutiges Ich reflektiert darüber, was eine bestimmte Erfahrung für mein weiteres Leben bedeutete, was ich heute davon halte. Dies fördert schon mal Zusammenhänge zutage, die mir zuvor nicht bewusst waren.

    Ein Fazit zu einer wichtigen Lebensstation lautete etwa: «Ich habe viel aus dieser Erfahrung gelernt: Dass ich mich auf mich selber verlassen kann, dass ich nicht zusammenbreche, auch wenn ich im Grunde erschüttert bin. Ich habe gelernt, wie wichtig wahre Freundschaften sind, wie wesentlich die Unterstützung von wohlgesinnten Menschen ist und dass uneigennützige Hilfe sogar von Fremden kommen kann.»

  • Noch mehr schreiben: es klingt banal, aber je mehr man schreibt, desto mehr schreibt man. Auf einmal öffnen sich Tore und man kommt in den Schreibfluss. Das regelmäßige Schreiben trainiert den Schreibmuskel, und das lohnt sich, auch wenn viel Verhau dabei ist. Wenn es ein formaler, anspruchsvoller Text werden soll, dann hilft das regelmäßige freie Schreiben ungemein, auch als direkte Vorbereitung. Als ob ein Ordnungsprinzip in Gang käme, trennt sich die Spreu auf einmal vom Weizen, und alles wird klarer.

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