Ein großes Projekt wie eine Autobiografie in Angriff zu nehmen, kann verunsichern. Die erste Herausforderung beim Verfassen der eigenen Lebensgeschichte liegt dabei oft in der Frage: Wo fange ich bloß an?
Die einfache Antwort lautet: Irgendwo. Denn es ist unwahrscheinlich, dass das, was du zuerst zu Papier bringst, auch im Endprodukt am Anfang stehen wird. Eine Lebensgeschichte zu verfassen ist ein längerer Prozess und das Ganze scheitert bestimmt nicht daran, dass du am falschen Ort angefangen hast. Das Entscheidende ist, dass du überhaupt anfängst.
Autobiografie schreiben: Schreibmotivation klären
Die komplizierte Antwort will ich dir aber nicht vorenthalten. Für mich steht zu Beginn die Frage, warum du überhaupt eine Autobiografie schreiben willst und für wen. Worum geht es dir? Möchtest du deine Lebensgeschichte würdigen, aber nicht unbedingt anderen zu lesen geben? Oder möchtest du Lebenserfahrungen festhalten und an kommende Generationen weitergeben?
Wenn du auch für andere schreibst, wirst du gewisse Dinge stärker erläutern müssen. Du wirst auch entscheiden müssen, wie freimütig du Auskunft gibst oder was du besser weglässt. Wenn du deine Lebensgeschichte für dich allein verfasst, kannst du mehr in die Tiefe gehen.
Wenn du dir über deine Schreibmotivation im Klaren bist, kannst du auch besser entscheiden, über welche Lebensstationen und Zusammenhänge du schreiben willst. Vielleicht hast du eine bestimmte Zeit in deinem Leben im Blick, in der du etwas Besonderes erlebt, geleistet oder erlitten hast. Auf jeden Fall wirst du eine Auswahl treffen müssen.
Es genügt, zu Beginn eine grobe Vorstellung des Themas zu haben, aber ein gewisser Fokus ist ratsam. Sonst besteht die Gefahr, dass du dich verzettelst.
Struktur und Auswahl
Als nächstes gilt es, deine Erzählung zu strukturieren. Schau dir den Lebensabschnitt, über den du schreiben willst, an und lege die wichtigsten Stationen und Erlebnisse fest. Hier musst du vermutlich eine weitere Auswahl treffen. Suche nach den Erlebnissen, die exemplarisch sind oder dich am meisten geprägt haben.
Dafür kannst du bei diesen ausgewählten Lebensstationen nun in die Tiefe gehen. Reflektiere über deine Erfahrungen und die damit verbundenen Gefühle. Überlege auch, welche Folgen die jeweiligen Begebenheiten für dein Leben hatten. Zudem solltest du den wichtigen Menschen in deinem Leben genug Platz einräumen und dich nicht mit eindimensionalen Schilderungen zufrieden geben.
Autobiografie schreiben – vom Ende her
Der Vorteil einer Autobiografie ist, dass sie vom Ende her geschrieben wird. Du weißt heute mehr als zu der Zeit, über die du schreibst. Du kannst Zusammenhänge überblicken, die dir in früheren Jahren noch verborgen waren. Außerdem kannst du Stellung beziehen zu deinem Verhalten und zu dem von anderen Menschen. Auch eine zeitgeschichtliche Einordnung ist im Nachhinein eher möglich.
Möglicherweise scheint es dir, nachdem zu dies gelesen hast, noch unmöglicher, dein Autobiografieprojekt anzupacken. Dann erinnere dich an meine einfache Antwort von oben und fang einfach an – irgendwo. Der Schreibprozess alleine wird eine gewisse Ordnung in dein Material bringen – und überarbeiten kannst du immer noch.
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